Was ist testcard?

testcard, eine Anthologie zur Popgeschichte und -theorie in deutscher Sprache, erscheint ein- bis zweimal im Jahr (Broschur, je ca. 300 Seiten mit zahlreichen Abbildungen). Artikel zu Musik, Film und zeitgenössischer Kunst kreisen in jeder Ausgabe um einen wechselnden Themenschwerpunkt.

Wo steht testcard?

Als testcard 1995 gegründet wurde, stand es im deutschsprachigen Bereich schlecht um die Popkritik. »Cultural Studies« wurden zwar bereits diskutiert, hatten jedoch noch kein Forum in Form einer Zeitschrift oder eines Periodikums. Inzwischen hat sich testcard als eigenständige, kritische Buchreihe in Sachen Popkritik etabliert. Dennoch wäre es falsch, von einer klar umrissenen »Schule« zu sprechen. Gerade die Offenheit für verschiedene methodologische Ansätze zeichnet testcard aus.

Die Buchform und ca. halbjährliche Erscheinungsweise mit jeweiligem Schwerpunktthema sind von uns bewusst gewählt worden: Popkultur bedeutet uns mehr als ein Wegwerfprodukt. Ausgiebig recherchierte Artikel und historische Überblicksdarstellungen sind uns wichtiger als der Sachzwang, monatlichen Trends hinterherlaufen zu müssen. Dadurch besitzt testcard eine vergleichsweise große Unabhängigkeit gegenüber momentanen Moden und ökonomischen Sachzwängen. Die in den Artikeln vorgestellten Künstler, aber auch die zahlreichen Buch- und Plattenrezensionen repräsentieren ganz bewusst nicht den Mainstream. Hier finden sich im Gegenteil zahlreiche Künstler/Bands besprochen, die außerhalb von testcard von der Presse selten oder gar nicht berücksichtigt werden.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: testcard versteht sich nicht als sektiererisches Forum für möglichst obskure Independent-Veröffentlichungen. Es geht vielmehr darum, musikalisch spannende Ansätze aus sämtlichen stilistischen Bereichen zu featuren – unabhängig von ihrer Präsenz in der Öffentlichkeit. Deshalb finden sich in testcard Artikel und Besprechungen über Die Goldenen Zitronen neben solchen über Albert Marcoeur, über Eugene Chadbourne neben solchen über Nurse With Wound. testcard berichtet über Genregrenzen hinaus, unabhängig davon, ob es sich um Neue Musik, Improvisation, Indie-Rock, HipHop oder Elektronik handelt. Dieser einerseits offene, andererseits aber auch schwerpunktmäßig unkommerzielle Ansatz hat testcard bereits viele Vergleiche mit dem britischen Wire-Magazin eingebracht. Ein wesentlicher Unterschied besteht allerdings darin, dass sich die Berichterstattung des Wire meist auf die Musik beschränkt – testcard dagegen verfolgt auch einen politischen und soziologischen Ansatz, betrachtet Musik nicht als ein Phänomen, das im luftleeren Raum der schönen Künste stattfindet.

Inhaltlich fühlt sich testcard einer linken Popkritik verpflichtet. Neben dem Anliegen, Musik jenseits des Mainstreams zu featuren, gibt es deshalb auch zahlreiche Aufsätze, in denen die soziokulturelle und politische Tragweite popkultureller Phänomene untersucht wird. Das reicht von Texten über die integrative Funktion von Boygroups bis zu Geschlechterinszenierungen in Musikvideos. testcard verfolgt allerdings keine dogmatische Linie, sondern will vielmehr Sammelbecken für die verschiedenen theoretischen Ansätze sein. Diese reichen von Texten, die sich der »Cultural Studies«-Schule verpflichtet fühlen, über Ansätze, die der kritischen Theorie folgen, bis hin zu poststrukturalistisch geprägten Essays.

Es ist allerdings nicht unsere Absicht, besonders theorielastig oder akademisch daherzukommen. Neben eher wissenschaftlichen Texten finden sich auch Erfahrungsberichte von MusikerInnen sowie informative Szene- und Label-Porträts. Diese heterogene Ausrichtung ist durchaus gewollt.

Redaktion

testcard wird herausgegeben von Holger Adam, Roger Behrens, Jonas Engelmann, Oliver Schmitt, Frank Apunkt Schneider, Anna Seidel, Jana Sotzko, Laura Schwinger, Johannes Ullmaier und Christian Werthschulte.